Bienenblau und Himmelgrün

Post vom 22. März 2023

Enter your text here...

Verfasser: Nadja Bobik

Das Wet­ter ist weich und flie­ßend, manch­mal auch heim­lich. Und so träu­felt es sich zum Fens­ter her­ein, in mei­nen Raum, erfüllt die Luft mit Atem und Duft. Dazu braucht es kei­ne gro­ßen Töne, ganz lei­se besucht es mich und gibt mir eine Ahnung vom Leben. Es spricht ohne Wor­te, fließt nur, ruht nur, kit­zelt ein wenig oder durch­streift kühl mei­ne Gedan­ken. „Hey, spür her, hier bin ich!“, scheint es mir wort­los zu sagen, und ich las­se mich für einen Augen­blick ent­lo­cken, zurück ins Hier und Jetzt. Dan­ke, Wet­ter – und dan­ke auch, dass du mich trotz alle­dem lässt.

Som­mer­abend-Stim­mung ist es, das Wet­ter, mit dem Geruch des Lager­feu­ers. Ein wenig ste­chend hier und da viel­leicht, ein hei­ßer Hauch, eine schreck­haf­te Lohe. Tan­zen­de Fun­ken in der Nacht, wie die Ster­ne der Erde. In ihm wohnt Freu­de, vor allem aber Aben­teu­er. Ich mag ein­tau­chen in die­ses Wet­ter, das in der Dun­kel­heit fla­ckert und tobt. Es ist wie das Licht, nur nicht so bestän­dig, und es zer­reibt sich wie fei­ne Schwär­ze zwi­schen den Fin­ger­spit­zen. Mor­gen, da wird es mir noch anhaf­ten, die­ses Wet­ter, und ich wer­de es mit­neh­men in mei­nen Tag, so lan­ge ich kann, und dann in mei­ne Nacht. Mir bleibt eine Ahnung vom Tan­zen, vom Toben und von Gefahr.

Das Wet­ter ist Glüh­würm­chen und das küh­le Gras, alles auf ein­mal. Ein stil­les Ruhen und sich sanft Erhe­ben, sich Tra­gen­las­sen, Glei­ten und Schwe­ben. Ein Leuch­ten im Grün, gut ver­steckt und doch klar. Es fas­zi­niert mich, die­ses Wet­ter, und erst recht, als es sanft und leicht auf mei­nen Hand­rü­cken nie­der­sinkt. Gedul­dig lässt es sich betrach­ten, unbe­weg­lich ver­traut es mir. Ich set­ze es auf einen Zweig und bewun­de­re die Grö­ße des Moments, ent­stan­den nur durch die­ses klei­ne Schei­nen zwi­schen den Hal­men zu mei­nen Füßen. Ja, es ist wun­der­sam, die­ses Wetter!

Das Wet­ter ist genau die­se sat­te Farb­nu­an­ce, irgend­wo zwi­schen ges­tern und immer. Ich tau­che mei­ne Fin­ger in den Wind, zeich­ne neue Schat­tie­run­gen in die Welt. Und so las­se ich mich ein­sin­ken ins Inten­siv, trin­ke das Far­ben­spiel wie einen kost­ba­ren Wein. An mei­nem Ärmel hängt ein Trop­fen Gold und in den Haa­ren schim­mern Sträh­nen von reins­tem Bie­nen­blau. Ich bade mei­ne Zehen in Wei­zen­feld­pink und wate durch dicke Strö­me aus Enten­sil­ber. Zum Schluss gie­ße ich sämi­ges Ster­nen­li­la hin­zu und schme­cke das Gan­ze mit Him­mel­grün ab. Was für ein Wet­ter, den­ke ich bei mir, irgend­was muss heu­te anders sein.

© Nad­ja Bobik

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

>