Das Wetter ist weich und fließend, manchmal auch heimlich. Und so träufelt es sich zum Fenster herein, in meinen Raum, erfüllt die Luft mit Atem und Duft. Dazu braucht es keine großen Töne, ganz leise besucht es mich und gibt mir eine Ahnung vom Leben. Es spricht ohne Worte, fließt nur, ruht nur, kitzelt ein wenig oder durchstreift kühl meine Gedanken. „Hey, spür her, hier bin ich!“, scheint es mir wortlos zu sagen, und ich lasse mich für einen Augenblick entlocken, zurück ins Hier und Jetzt. Danke, Wetter – und danke auch, dass du mich trotz alledem lässt.
Sommerabend-Stimmung ist es, das Wetter, mit dem Geruch des Lagerfeuers. Ein wenig stechend hier und da vielleicht, ein heißer Hauch, eine schreckhafte Lohe. Tanzende Funken in der Nacht, wie die Sterne der Erde. In ihm wohnt Freude, vor allem aber Abenteuer. Ich mag eintauchen in dieses Wetter, das in der Dunkelheit flackert und tobt. Es ist wie das Licht, nur nicht so beständig, und es zerreibt sich wie feine Schwärze zwischen den Fingerspitzen. Morgen, da wird es mir noch anhaften, dieses Wetter, und ich werde es mitnehmen in meinen Tag, so lange ich kann, und dann in meine Nacht. Mir bleibt eine Ahnung vom Tanzen, vom Toben und von Gefahr.
Das Wetter ist Glühwürmchen und das kühle Gras, alles auf einmal. Ein stilles Ruhen und sich sanft Erheben, sich Tragenlassen, Gleiten und Schweben. Ein Leuchten im Grün, gut versteckt und doch klar. Es fasziniert mich, dieses Wetter, und erst recht, als es sanft und leicht auf meinen Handrücken niedersinkt. Geduldig lässt es sich betrachten, unbeweglich vertraut es mir. Ich setze es auf einen Zweig und bewundere die Größe des Moments, entstanden nur durch dieses kleine Scheinen zwischen den Halmen zu meinen Füßen. Ja, es ist wundersam, dieses Wetter!
Das Wetter ist genau diese satte Farbnuance, irgendwo zwischen gestern und immer. Ich tauche meine Finger in den Wind, zeichne neue Schattierungen in die Welt. Und so lasse ich mich einsinken ins Intensiv, trinke das Farbenspiel wie einen kostbaren Wein. An meinem Ärmel hängt ein Tropfen Gold und in den Haaren schimmern Strähnen von reinstem Bienenblau. Ich bade meine Zehen in Weizenfeldpink und wate durch dicke Ströme aus Entensilber. Zum Schluss gieße ich sämiges Sternenlila hinzu und schmecke das Ganze mit Himmelgrün ab. Was für ein Wetter, denke ich bei mir, irgendwas muss heute anders sein.
© Nadja Bobik